Ob Coffee-to-go-Becher, Zahnbürsten, Klamotten oder Boxen, die Zahl der Produkte aus Bambus wächst stetig.
Mit Blick auf die weltweiten Probleme mit Plastikmüll erscheint diese Entwicklung zunächst äußerst erfreulich. Doch kann Bambus Plastik in jeder Hinsicht ersetzen? Welche Vor- und Nachteile haben beide Materialien?
In diesem direkten und vor allem objektiven Vergleich, liefere ich Dir die wichtigsten Antworten.
Nachhaltigkeit
In Zeiten des stetig wachsenden Umweltbewusstseins gehört die Nachhaltigkeit eines Materials zu den zentralen Bewertungskriterien. Um diese beurteilen zu können, solltest Du einen Blick auf die Produktion von Bambus und Plastik werfen.
Plastik bedient sich endlicher Ressourcen
Plastik wird aus Erdöl hergestellt, das in mehreren Schritten chemisch weiterverarbeitet wird. Die Probleme in Sachen Nachhaltigkeit ergeben sich dabei in gleich mehreren Bereichen.
Zum Einen handelt es sich bei Erdöl um eine endliche Ressource, deren Entstehung mehrere Tausend Jahre dauert und die daher früher oder später nicht mehr verfügbar ist. Zum Anderen werden bei der Förderung von Erdöl große Mengen klimaschädlicher Stoffe produziert und oftmals natürliche Biotope zerstört.
Hinzu kommt nicht zuletzt das kontinuierlich wachsende Müllproblem.
Da Plastikprodukte nur zu einem geringen Teil recycelt werden (und recycelt werden können), landen diese langfristig in Verbrennungsanlagen oder in der Umwelt. Da die natürliche Zersetzung beispielsweise einer Plastiktüte mehrere hundert Jahre in Anspruch nimmt, belastet Plastik auf diese Weise massiv die Umwelt und gefährdet viele Tiere.
Bambus wächst nach – und wie!
Bambus wird aus der vorwiegend in suptropischen Ländern gezüchteten Bambuspflanze gewonnen. Diese zu den Gräsern gehörende Pflanze ist für ihr besonders schnelles Wachstum von bis zu einem Meter pro Tag bekannt. Wird ein Bambushain gefällt, regeneriert er sich innerhalb kürzester Zeit. Bambus zählt damit zu den nachwachsenden Rohstoffen.
Da Bambus wie jede andere Pflanze CO2 bindet und in Sauerstoff umwandelt, können Bambushaine zudem das klimaschädigende Treibhausgas aus der Luft filtern.
Zur guten Ökobilanz von Bambus trägt darüber hinaus auch ihre umweltfreundliche Entsorgung bei:
Als Naturprodukt ist Bambus zu 100% biologisch abbaubar.
Ein Nachteil in Sachen Nachhaltigkeit stellen hingegen die aktuell sehr weiten Transportwege dar. Bambus wird über große Distanzen transportiert, um hierzulande verarbeitet werden zu können.
Die Runde „Nachhaltigkeit“ geht an…
In Sachen Nachhaltigkeit hat Bambus eindeutig die Nase vorn. Die Transportwege sind der einzige Negativpunkt, der natürlich nicht außer Acht gelassen werden darf. Allerdings wird weltweit immer mehr Bambus in verschiedenen Regionen angebaut, wodurch sich die Transportwege zukünftig voraussichtlich verkürzen werden.
Materialeigenschaften und Einsatzbereiche
Ob sich ein Material im Alltag durchsetzen kann, hängt entscheidend von seinen Eigenschaften ab.
Hier der Vergleich:
Flexibel, formbar, vielfältig – Plastik kann alles
Mal hart und zugleich besonders leicht, mal elastisch, bruchfest und temperaturbeständig – die enorme Vielfalt an möglichen Materialeigenschaften hat Plastik zum weltweiten Verkaufsschlager gemacht.
Je nach chemischer Zusammensetzung besitzt Plastik die unterschiedlichsten Eigenschaften und kann damit auch für verschiedenste Zwecke eingesetzt werden. Von der PET-Flasche über Verpackungen bis hin zu Möbeln und Autoteilen sind daher zahlreiche Alltagsprodukte aus Plastik gefertigt.
Widerstandsfähig, elastisch, antibakteriell – Bambus ist außergewöhnlich
Enorm widerstandsfähig, langlebig, elastisch, besonders leicht und obendrein noch antibakteriell sowie weicher als Baumwolle – Bambus vereint verschiedene attraktive Eigenschaften.
Mit der zunehmenden Bekanntheit hat sich aus diesem Grund auch die Palette an Bambusprodukten deutlich erweitert. Neben typischen Gebrauchsgegenständen, die für gewöhnlich aus Plastik hergestellt werden, entwickeln Forscher unter anderem auch Bambuslatten als Ersatz für Holz.
Einen Trend in der Modebranche stellen zudem Klamotten aus Bambus dar. Die Textilien begeistern mit ihren thermoregulierenden Eigenschaften, dem angenehmen Tragekomfort und der antibakteriellen Wirkung.
Die Runde „Eigenschaften“ geht an…
Sowohl Plastik als auch Bambus vereinen eine Vielzahl attraktiver Eigenschaften in sich. Während Plastik in nahezu allen Lebensbereichen bereits seinen Platz hat, erobert Bambus zunehmend den Markt.
Plastik lässt sich zu so ziemlich allem formen, was man benötigt. Bambus allerdings kontert das mit der antibakteriellen Wirkung.
Ich würde sagen, die Runde endet in einem Unentschieden, wenn es einen Sieger geben muss, hat Plastik die Nase aufgrund der Menge der Anwendungsmöglichkeiten vorne.
Aussehen & Gefühl
Die Ästhetik und Haptik eines Produktes ist zweifellos der entscheidende Faktor, wenn es beispielsweise um die Auswahl von Kleidung oder Möbeln geht. Plastik und Bambus sind hier sehr unterschiedlich:
Plastik – nichts besonderes
Plastikprodukte erkennst Du in der Regel an leuchtenden Farben und einem leichten Glanz. Da die bei der Herstellung meist verwendeten kleinen Kunststoffperlen beliebig gefärbt werden können, sind unterschiedlichste Farbnuancen möglich.
Es gibt sicherlich viele Produkte, die in einem hochwertigen Design hergestellt werden. Wenn man Plastik aber berührt, fühlt es sich immer irgendwie billig an.
Klamotten aus Plastik (schau mal in deinem T-Shirt nach, wie viel Polyester drin ist) fühlen sich insbesondere bei wärmeren Temperaturen nicht gut auf der Haut an und beginnen schnell zu stinken.
Bambus – fühlt sich so gut an, wie es aussieht
Bei T-Shirts und Co fällt es im Aussehen schwer, Bambusprodukte von anderen Fasern zu unterscheiden. Das Tragegefühl hingegen ist etwas total anderes. Da Bambusklamotten atmungsaktiv und antibakteriell sind, fühlen sie sich sehr gut an auf der Haut.
Meiner Meinung nach sogar besser, als Baumwolle.
Amazon productWird Bambus hingegen als Baumaterial oder für die Herstellung von festen Gegenständen verwendet, ergibt sich eine warmen Optik, die sich in verschiedenste Wohnkonzepte integrieren lässt.
Der Anblick von einem Stück Natur in den eigenen vier Wänden ist klasse, denn die Bambusprodukte sehen meistens richtig hochwertig aus!
Die Runde Aussehen & Gefühl geht an…
Die klassische Holzoptik macht Bambus zum Favoriten für Deine gemütliche Wohnungsgestaltung. Das Tragegefühl von Bambusklamotten ist sehr hochwertig und vergleichbar (in meinem Gefühl sogar besser) mit Baumwolle. Möchtest du hingegen kräftige Farben, werden Plastikprodukte dir deutlich mehr Auswahl geben.
Fairness
Können die Menschen, die das Material herstellen, gut von ihrem Job leben oder werden sie ausgebeutet?
Nicht pauschal zu beantworten – die Fairness von Plastik
Der für die Herstellung von Plastik nötige Rohstoff Erdöl wird weltweit mit unterschiedlichen Methoden und unter verschiedenen Bedingungen gefördert. Da der Weg des Erdöls bis zum fertigen Produkt zudem zahlreiche Schritte in meist mehreren Ländern umfasst, lassen sich pauschale Aussagen zur Fairness von Plastik kaum treffen.
Bisher kaum nachvollziehbar, aber mit großem Potenzial – die Fairness von Bambus
Bambus wird zur Zeit am häufigsten in China bei vergleichsweise niedrigen Sozialstandards angebaut. Oft verdienen sich jedoch Kleinbauern mit Bambusplantagen ihren Lebensunterhalt und profitieren von der geringen Gesundheitsbelastung, da zum Anbau von Bambus keine gesundheitsschädliche Pestizide verwendet werden müssen.
Sollte sich der Bambusanbau, wie von Experten erwartet, auch in weiteren Ländern wie Äthiopien langfristig etablieren, könnten dort zudem neue Jobs geschaffen werden. Zusammengefasst hat Bambus damit großes Potenzial, fair gehandelt zu werden – auch wenn sich entsprechende Strukturen auf dem jungen Markt noch etablieren müssen.
Leider gibt es mit Sicherheit auch in der Bambusherstellung Ausbeutung und somit eine unfaire Behandlung, denn wo es um Geld geht und keine Regulation statt findet, ist Ausbeutung nicht weit… Zukünftig muss darauf geachtet werden, Siegel zu etablieren, die eine faire Herstellung belegen.
Alle Hersteller, mit denen ich bisher zu tun hatte, haben auf eine faire Bezahlung und Behandlung der herstellenden Kleinbauern geachtet. Nachfragen beim Hersteller lohnt sich!
Die Runde „Fairness“ geht an…
Während Du bei Plastikprodukten kaum nachvollziehen kannst, unter welchen Bedingungen sie hergestellt wurden, herrscht beim Bambusanbau dank bislang eher kleinerer Anbieter größere Transparenz. Ob sich Bambus als fairer Rohstoff behaupten kann, wird die Zukunft zeigen, denn wo Kapitalismus seine Fratze zeigt, ist Ausbeutung leider nie weit.
Am besten fragst du vor dem Kauf von Bambusprodukten beim Hersteller nach, wo und unter welchen Bedingungen das Bambus an- und abgebaut wird.
Fazit: Plastik ist etabliert – Bambus hat eine große Zukunft vor sich
Plastik
Vorteile
- sehr flexible Produktmöglichkeiten
- verschiedene Farben und Formen möglich
- lange haltbar
Nachteile
- wird aus Erdöl hergestellt, einer endlichen Ressource
- produziert klimaschädliche Stoffe in der Herstellung
- kann nur teilweise recycelt werden
- nicht biologisch abbaubar
Bambus
Vorteile
- ist eine natürliche Ressource
- wächst unglaublich schnell nach
- produziert Sauerstoff und bindet CO2
- von Natur aus antibakteriell
- zu 100% biologisch abbaubar
- tolles Tragegefühl bei Klamotten
Nachteile
- sehr lange Transportwege
- bisher nicht nachvollziehbar, ob Anbau fair ist oder nicht
Objektiv gesehen, gibt es positive Punkte bei beiden Materialien. Plastik lässt sich in deutlich mehr Dinge umwandeln, dafür ist Bambus antibakteriell.
Betrachten wir nicht die einzelnen Punkte, sondern das Gesamtbild, gibt es meiner Meinung nach ein klarer Sieger:
Alleine die Fakten, dass Bambus ein nachwachsender Rohstoff und biologisch abbaubar ist zeigen, wie viel besser er für unsere Umwelt und die Tierwelt ist. In einer Zeit, in der jährlich hunderttausende Tiere an Plastik in unseren Ozeanen sterben, kann aus dem Vergleich von Plastik und Bambus nur ein klarer Sieger hervorgehen: Bambus.
Siehst du auch den Bambus als Sieger? Schreibe mir deine Meinung in die Kommentare!
Wo kann man solches Granulat kaufen? Wir extrudieren Rohre für die Verbrauchsindustrie wie Schteibgeräte!
Leider kenne ich keinen Zulieferer hierfür, sorry.